Sternsingen ohne Schwarze Schminke
Wir stehen für Vielfalt
Der BDKJ Limburg und das Bistum Limburg positionieren sich klar gegen Diskriminierung und Rassismus in unserer Kirche. Wir fordern alle Sternsinger*innen dazu auf, sich gegen Diskriminierung zu wenden und sich für Vielfalt und Toleranz einzusetzen.
Wenn Kinder und Jugendliche sich beim Sternsingen engagieren, erfahren sie buchstäblich am eigenen Leib: Wir sind als König*innen zu den Menschen gesandt, um den Segen zu bringen. Wir setzen uns ein für eine Welt, in der jeder Mensch so angenommen und geachtet wird, wie er von Gott erschaffen wurde. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns als Verantwortliche, Organisator*innen, Begleiter*innen und als Sternsinger*innen mit der Frage des Schminkens auseinandersetzen – auch wenn das bedeutet, sich von einer vielleicht liebgewonnenen Tradition zu verabschieden.
Es ist lange Teil der deutschen Tradition der Aktion Dreikönigssingen gewesen, dass ein*e König*in im Gesicht schwarz angemalt wird. Schon seit einigen Jahren wird dies allerdings (politisch und gesellschaftlich) kontrovers diskutiert.
Warum ist das Thema geschminkter König kontrovers?
Es gibt zwei große Kritikpunkte, dass Kinder und Jugendliche als König*innen schwarz geschminkt werden:
- Die Form, in der Sternsinger*innen schwarz angemalt werden, nennt sich in der Fachliteratur „Blackfacing“ und wird als rassistisch eingeordnet.
- Ein zweiter wichtiger Grund ist das Kinder und Jugendliche sich sehr unwohl mit der Schminke fühlen können und sich aber nicht trauen dies zu äußern.
Auf dieser Seite wollen wir euch erklären und Hilfestellungen geben, weshalb wir dies nicht mehr für Zeitgemäß halten und euch Argumente an die Hand geben, wie ihr dem Thema bei euch vor Ort begegnen könnt.
Die wichtigsten Fragen
Woher kommt die Tradition der schwarz geschminkten König*innen?
Die Bibel spricht gar nicht von Königen, sondern von „Weisen“ oder „Sterndeutern aus dem Osten“. In der christlichen Tradition hat sich aber schnell in vielen Darstellungen das Bild von den drei Königen durchgesetzt, die das Jesuskind mit Gaben willkommen heißen. Mit der Erzählung von den königlichen Geschenken wollte man deutlich machen, wie wichtig und besonders die Geburt von Jesus für Christen*innen ist. In vielen Bildern wurden und werden die heiligen drei Könige mit unterschiedlichen Hautfarben dargestellt. So sollten sie die damals bekannten Kontinente Asien, Afrika und Europa symbolisieren. „Die ganze Welt kommt, um den Sohn Gottes zu verehren“, war die Botschaft.
Die Aktion Dreikönigssingen hat in ihrer heutigen Form diese Tradition seit ihren Anfängen in den 60er-Jahren aufgenommen. In vielen Gemeinden werden daher bis heute Kinder schwarz geschminkt.
Was ist Blackfacing?
„Das Wort Blackfacing ist vom englischen Blackface abgeleitet und bezeichnet die Darstellung Schwarzer Menschen durch (häufig stereotyp) geschminkte weiße Menschen, ursprünglich vor allem im Rahmen von Theateraufführungen.“ Bei sogenannten Minstrel Shows machten sich im 19. Jahrhundert schwarz geschminkte weiße Menschen über Schwarze Menschen lustig, indem sie Vorurteile gegenüber Schwarzen Menschen darstellten. Damit prägten sie Vorurteile gegenüber Schwarzen Menschen, die bis heute wirksam sind. In Bildern, Fernsehshows, Filmen, Werbung und Bräuchen wie dem Karneval werden Schwarze Menschen oft als rückständig und unzivilisiert dargestellt. An vielen Stellen werden sie aber auch vermeintlich positiv impulsiv und naturverbunden, statt als bedacht oder technologisch entwickelt gezeigt. Diese Vorurteile begünstigen Rassismus und die strukturelle Diskriminierung von Schwarzen Menschen in Deutschland.
Welche Rolle spielt in dem Zusammenhang die Aktion Dreikönigssingen?
Öffentlich wird das Schwarz-Schminken der Kinder nicht mit Blackfacing in Verbindung gebracht. Wir sehen das anders. Der Brauch wird immer wieder von Vereinigungen Schwarzer Menschen, wie z.B. der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), als rassistisch kritisiert. Ihre Kritik als von Rassismus Betroffene ist für uns besonders wichtig, denn für sie ist „Schwarz“ zu sein keine Verkleidung, sondern mit der alltäglichen Erfahrung von Rassismus verbunden. Wenn diese Kritik ignoriert wird und Kinder weiter schwarz geschminkt werden, kann die Aktion Dreikönigssingen nicht mehr glaubwürdig genug vertreten, sich für benachteiligte Kinder einzusetzen.
Auch die oft verwendete Begründung, man wolle damit gerade die Vielfalt der verschiedenen Kontinente repräsentieren, offenbart die rassistische Vorstellung von Europa als „weißer“ Kontinent. Dabei haben Schwarze Menschen eine lange Geschichte in Europa und auch in Deutschland leben schon lange Schwarze Menschen. Bis heute sind Schwarze Menschen dem Vorurteil ausgesetzt, sie gehörten nicht dazu. Die Folgen davon reichen von alltäglicher Ausgrenzung über Benachteiligungen in Ausbildung und Beruf bis hin zu brutaler Gewalt.
Warum rettet auch die positive Absicht nicht die Tradition?
Das lässt sich am einfachsten mit einem Bild erklären. Wenn jemand mir auf den Fuß tritt, tut es mir weh. Es spielt dabei keine Rolle, ob das Ganze mit Absicht oder aus Versehen passiert ist. Es hilft auch nicht, wenn der oder die Verursacher*in mir erklären will, es sei doch nicht so schlimm. Sinnvoll wäre allein, sich zu entschuldigen und in Zukunft darauf zu achten, dass so etwas nicht mehr passiert. Was im Bild unmittelbar einleuchtet, gilt auch im Umgang mit der Tradition des Schwarz-Schminkens von Kindern bei der Aktion Dreikönigssingen.
Unsere zentralen Argumente gegen das Schminken:
- Schwarze Menschen leben selbstverständlich in Deutschland. Ein Schwarzes Kind steht deswegen ebenso wenig für Afrika, wie ein Weißes für Europa.
- Wenn weiße Menschen sich schwarz schminken, werden Schwarze Menschen auf ihre Hautfarbe reduziert. Damit werden Klischees und Vorurteile gegenüber Schwarzen Menschen wiederholt und so verstärkt.
- Schwarze Menschen empfinden und kritisieren diese Tradition schon lange als rassistisch.
- Die vermeintlich gut gemeinte Intention von Verantwortlichen rechtfertigt den Rassismus nicht.
- Sternsingen steht für Vielfalt! Dafür braucht es keine schwarz geschminkten Kinder.
Bei uns wird noch beim Sternsingen geschminkt. Was sollen wir tun?
Gerade bei „Traditionen“ braucht es Überzeugung und einen Prozess zur Veränderung. Kommt ins Gespräch! Bindet möglichst viele Beteiligte in das Thema ein und nehmt ernst, dass für einige das Schwarz anmalen von König*innen sich mit positiven Erlebnissen aus der Vergangenheit verbinden und daher emotional gesehen werden kann. Die positiven Erlebnisse aus der Vergangenheit sollen auch nicht verloren gehen, auch wenn nicht mehr geschminkt wird.
Wir empfehlen konkret im Vorbereitungsteam über das Thema zu sprechen und eine Haltung zu entwickeln und diese auch zu kommunizieren:
- Sprecht auch mit den Sternsinger*innen und den jugendlichen Begleitpersonen.
- Sensibilisiert alle Beteiligten für die Fragestellung.
- Sprecht über die Verletzungen und Diskriminierungen, die Schwarze Menschen vielfach erleben müssen.
- Macht deutlich, dass Gewand, Krone und Stern die Sternsinger*innen zu Königinnen und Königen mit einer ganz besonderen Mission machen: Sie zeigen Gesicht für eine Welt, in der jeder Mensch so angenommen und geachtet ist, wie er von Gott geschaffen wurde.