Reisebericht Bildungsurlaub Tallinn
Unter dem Titel „Tallinn – Ost und West begegnen sich?!“ waren wir mit 16 jungen Menschen aus den BDKJ-Diözesanverbänden Fulda, Limburg und Mainz Ende Juni für eine Woche in Estland unterwegs und erlebten dabei ein interessantes und spannendes Programm der politischen Bildung. Untergebracht in einem Hotel in der estnischen Hauptstadt Tallinn, lernten wir diese als eine faszinierende europäische Metropole sowie Land und Leute in weniger dicht besiedelten Regionen Estlands kennen.
Thematisch standen die politische und wirtschaftliche Entwicklung Estlands, das nach jahrzehntelanger Unterdrückung erst seit 1991 unabhängig ist und seit 2004 zur Europäischen Union gehört, sowie das aktuelle Verhältnis zwischen Russland und seinen westlichen Nachbarn wie der Ukraine oder den baltischen Staaten im Mittelpunkt. Nach vielen Jahrzehnten der Zugehörigkeit zur Sowjetunion hat sich das Land durch politische und wirtschaftliche Reformen in rasantem Tempo zu einem modernen, demokratischen Staat entwickelt, der weltweit eine Vorreiterrolle im Bereich der Digitalisierung einnimmt. Die Menschen sind stolz darauf, große Teile des Alltags online erledigen zu können, wie wir bei einem Besuch in der Technischen Universität Tallinn erfahren konnten.
Weitere Höhepunkte des vielfältigen Programms unter Leitung der Jugendbildungsreferenten Anna Sauer (BDKJ Mainz) und Alexander Mack (BDKJ Limburg), die den Bildungsurlaub zusammen mit Christian Kirschner vom BDKJ Fulda vorbereitet hatten, waren etwa der Besuch in der estnisch-russischen Grenzstadt Narva, die zwar auf estnischem Boden liegt, in der jedoch fast ausschließlich russische Staatsangehörige leben, und der Empfang beim deutschen Botschafter Christian Matthias Schlaga in seiner repräsentativen Residenz auf dem zentral gelegenen Schlossplatz.
Neben interessanten Inhalten und spannenden Exkursionen kam auch der Spaß nicht zu kurz: Am Vorabend des 24. Juni feiert fast die gesamte estnische Bevölkerung an Mittsommer den wohl wichtigsten nationalen Feiertag, der auf Johannes den Täufer zurückgeht. Wir durften diesen speziellen Abend in einem festlich beleuchteten Freilichtmuseum mit den in traditionelle Trachten gekleideten Est*innen verbringen und wurden mehrfach zum gemeinsamen Singen und Tanzen aufgefordert.
Bei der einwöchigen Veranstaltung handelte es sich um das Format Bildungsurlaub, für das wir ein anerkannter Träger sind. Hessische und rheinland-pfälzische Auszubildende und Arbeitnehmer*innen haben das Recht, zusätzlich zu ihrem regulären Urlaub bis zu fünf Tage im Jahr vom Arbeitgeber für Veranstaltungen der politischen Bildung oder beruflichen Weiterbildung freigestellt zu werden – eine Möglichkeit, die die Estland-Reisenden des BDKJ nur empfehlen können: „Man kann den eigenen Horizont weiten und ein Land intensiver erleben. Wir haben interessante und spannende Einblicke bekommen und Dinge erlebt, die man beim Reisen auf eigene Faust nur schwer organisieren kann.“
Nach der Rückkehr am Frankfurter Flughafen waren sich alle einig: Estland ist ein wunderschönes und beachtlich entwickeltes Land, das aus deutscher Perspektive unbedingt mehr Beachtung finden sollte. Neben den im Herbst anstehenden Fahrten nach Israel (BDKJ Limburg) und Sizilien (jeweils eine Fahrt des BDKJ Fulda und Mainz) sind weitere aufregende Bildungsurlaube des BDKJ für die kommenden Jahre bereits in Planung.